Gefährdungsgrad: nicht gefährdet (LC)
Nationale Priorität: mässig (4)
Merkmale:
- Gestalt schlank
- Rumpf und Schwanz deutlich segmentiert
- ganzer Körper schwarz, ohne Zeichnung
- wirkt feucht und glänzend
- Parotiden (Ohrdrüsen) gross
- Auge gross und hervortretend
Verwechslungsarten:
Feuersalamander
Bergmolch
Beschreibung
Der Alpensalamander (Salamandra atra) ist in vielfacher Hinsicht ein eigentümlicher und von der Norm abweichender Lurch. Als einziges Amphib der Schweiz hat er sich vom offenen Wasser völlig gelöst, ja er ist sogar ein ausgesprochen schlechter Schwimmer. Feuchtigkeit allein genügt ihm, ist aber auch lebensnotwendig.
Sein ganzer Körper (auch die Bauchseite!) ist glänzend schwarz und ohne jedes Zeichnungsmuster. Der Rumpf sieht aus wie in senkrechte Scheiben unterteilt. Entlang der Rückenmitte zieht sich eine Doppelreihe Drüsen. An den Seiten finden sich kegelförmige Erhebungen mit einer Drüsenöffnung auf der Spitze.
Alpensalamander gleichen sich wie ein Ei dem andern, was ein individuelles Erkennen ohne künstliche Markierung verunmöglicht. Die Kloake der Männchen ist deutlich stärker vorgewölbt als diejenige der Weibchen: das einzige und nicht immer ganz eindeutige Geschlechtsmerkmal. Adulte Alpensalamander sind 9–13 cm lang; Weibchen werden etwas grösser als Männchen, bis maximal 15 cm.
In den italienischen Südalpen östlich von Trento lebt eine Unterart des Alpensalamanders Salamandra atra aurorae, die grossflächige, verwaschene, weisslich-gelbe Flecken hat. Solche, dem Feuersalamander ähnelnde Tiere wurden im übrigen Alpenraum bisher nie gefunden.
Ökologie
Alpensalamanderbeobachtungen lassen sich nicht programmieren. Die Tiere verbringen einen Grossteil ihres Lebens versteckt im Untergrund, unter Steinplatten, Holz, Wurzeln, in Felsspalten u.ä.
Die höchsten Dichten an aktiven Tieren werden während eines Gewitterregens beobachtet, manchmal sogar kurz bevor das Gewitter losbricht! Bei längerem Regen verschwinden die Tiere wieder in ihren Unterschlüpfen. Ebenfalls gute Chancen für Beobachtungen bietet die Morgendämmerung, wenn der Boden noch taunass ist. Bei trockener Witterung, bei Wind und auch in den Abend- und frühen Nachtstunden sind die Tiere meist unauffindbar.
Die Jahresaktivität beginnt in tiefen Lagen kaum vor anfangs Mai und auch im Gebirge oft erst Wochen nach der Schneeschmelze. Im Juni nimmt die Aktivität deutlich zu, vor allem Paarungen lassen sich jetzt beobachten. Bei genügender Luftfeuchtigkeit sind die Salamander auch im Juli und August bei recht hohen Temperaturen aktiv. Anfangs September ziehen sich die ersten Tiere bereits zurück; Oktoberbeobachtungen sind selten. Zur Überwinterung des Alpensalamanders gibt es so gut wie keine Informationen.
Fortpflanzung
Die Paarung findet an Land statt, wobei das Männchen unter das Weibchen kriecht, dessen Vorderbeine mit den seinigen umschlingt und es so festhält. Das Männchen setzt ein Samenpaket auf den Boden ab, dreht seinen Hinterleib in der Art weg, dass die Kloake des Weibchens direkt auf das Samenpaket zu liegen kommt, welches in einen speziellen Samenbehälter des Weibchens gelangt. Von den gut 50 produzierten Eiern werden in den meisten Fällen nur deren zwei befruchtet und entwickeln sich.
Die gesamte Embryonal- und Larvenentwicklung findet im Mutterleib statt und dauert in Lagen unter 1'000 m 2 Jahre, zwischen 1'000 und etwa 2'000 m Höhe 3 Jahre und in den höchsten Lagen wohl 4 Jahre. Nach dem Verlassen der Eihülle im Mutterleib fressen die jungen Larven zunächst die zu einem Eiweissbrei zerfallenen übrigen Eier auf. Später produziert die Gebärmutterwand eigentliche Nährzellen, die von der Larve abgeweidet werden.
Die Larve besitzt jetzt mächtige Kiemen und könnte im Prinzip auch in einem Gewässer überleben. Bis zur Metamorphose bilden sich die Kiemen zurück, sodass nach der extrem langen Tragzeit von 2–4 Jahren zwei kleine Ebenbilder der Eltern zur Welt kommen, die höchstens noch kleine Kiemenstummeln zeigen und bereits 45–50 mm lang sind. Im gleichen Jahr kann ein gebärendes Weibchen nicht mehr befruchtet werden.
Verbreitung
Das Verbreitungsgebiet «unseres» Alpensalamanders beginnt in den Waadtländer Alpen östlich des Rhonetales (westlich des Rhonetales gibt es keine Fundmeldungen) und erstreckt sich durch die gesamten Nordalpen, über das Säntismassiv in die österreichischen Alpen bis 50 km vor Wien, biegt nach Süden um und geht dann, in Form isolierter, weit auseinander liegender Populationen, durch die dinarischen Gebirge des nördlichen Balkan bis nach Nordalbanien. Verstreut werden auch die ostitalienischen Alpen besiedelt.
Die nördliche und damit untere Verbreitungsgrenze in der Schweiz führt von den Freiburger Alpen zur Saane- und Senseschlucht, durchs untere Emmental und Entlebuch in den Raum Luzern, über die Rigi, die Sihlschlucht, durch die Kantone Schwyz und Glarus zum Walensee und ins Säntismassiv. Die zentralalpinen Täler wie Wallis, Engadin, Veltlin usw. werden infolge des trockenen Klimas nur ganz am Rande besiedelt. Gleiches gilt für das Tessin, wo nur aus dem nördlichsten Raum alte, schon lange nicht mehr bestätigte Fundmeldungen vorliegen.
Höhenverbreitung: die meisten Beobachtungen liegen aus den Höhenzonen zwischen 800 und 2'000 m vor, maximal wurden Tiere auf 2'430 m gefunden. Am tiefsten geht der Alpensalamander im Bereich des Walensees, wo die Art bis ans südliche Seeufer hinunter auf 420 m vorkommt. Aber auch entlang von Saane, Sense, Emme oder Sihl werden Lagen unter 600 m ü.M. besiedelt.
Gefährdung und Schutz
Der Status des Alpensalamanders ist unklar. Schon das Vorkommen der Art ist nicht immer leicht festzustellen, noch viel schwieriger und ungenauer sind Dichtebestimmungen und deren eventuelle Veränderungen. Übermässige Bestockung von Alpweiden etwa durch Schafe nimmt den Salamandern die Versteckmöglichkeiten.
Inwieweit der saure Regen bzw. Nebel die Böden der Bergwälder und damit deren Bewohner negativ beeinflusst, ist ungeklärt. Der Verkehrstod beeinträchtigt wohl lokal die Populationen. Generell muss die ungeschmälerte Erhaltung intakter Bergwälder und -wiesen das Ziel sein.
Lebensraum
Nicht zu trockene Alpweiden und -wiesen, Schutt- und Geröllhalden, Feuchtwälder, Windwürfe, Lichtungen und Waldränder, Schluchten, Randbereiche entlang von Bächen, aber auch von Strassen. Laub- und Mischwälder werden gegenüber reinen Nadelwäldern bevorzugt. Auf Kalkgestein ist die Art wesentlich häufiger als auf Granit/Gneis.