Direkt zum Inhalt

Gelbgrüne Zornnatter

Hierophis viridiflavus 

Portrait der gelbgrünen Zornnatter

Gelbgrüne Zornnatter (© Andreas Meyer)

Steckbrief

Gefährdungsgrad: stark gefährdet (EN)

Nationale Priorität: mittel (3)

Merkmale:

  • Körper schlank und kräftig
  • Kopf leicht kantig, schwach vom Hals abgesetzt
  • Rückenschuppen glatt
  • Grundfarbe dunkelbraun bis schwarz
  • Vorderkörper mit zahlreichen gelben oder gelbweissen Sprenkeln
  • Hinterkörper mit längslinienartig angeordneten Sprenkeln
  • grosses Auge mit markantem Überaugenschild
  • Kopfschilder gross
  • eine Schuppenreihe zwischen Auge und Mundspalte
  • Kopfseiten mit kontrastreicher, gelber Fleckenzeichnung

Verwechslungsarten
Äskulapnatter
Barrenringelnatter
Nördliche Ringelnatter
Würfelnatter
Aspisviper

Beobachtung melden

description

Beschreibung

Die Zornnatter, Hierophis viridiflavus, ist eine harmlose Schlange, kann eine Länge von fast zwei Metern erreichen und lebt mit Vorliebe am Boden. Normalerweise ist sie schwarz, schwarzgrün, schwarzbraun und mehr oder weniger gelb gesprenkelt. Die gelben Flecken können zu Querbändern und im hintersten Körperdrittel zu Längsstreifen verschmelzen. Man findet auch ganz schwarze Exemplare. Normalerweise ist der Bauch gelbweiss oder gräulich.

Die Zornnatter besitzt auf der Kopfoberseite grosse Schilder, nur eine Reihe Oberlippenschilder und runde Pupillen – charakteristisch für die ungiftigen Schlangen der Schweiz. Dank ihrer dunklen Färbung gelingt es ihr rasch, die für ihre Aktivität optimale Körpertemperatur zu erreichen.

moeurs

Ökologie

Auf der Jagd hebt sie oft den Oberkörper vom Boden ab und bewegt den Kopf wie ein Periskop: Wenn sie ein Beutetier geortet hat, verfolgt sie es mit Hilfe ihres Geruchssinns und beeindruckender Schnelligkeit, die sie ihrer Körperkraft und der glatten Beschuppung dankt.

Die Zornnatter hat ein vielfältiges Nahrungsspektrum: Amphibien, Reptilien – sogar Vipern und Jungtiere ihrer eigenen Art –, Vögel und Säugetiere wie Ratten werden gefressen. Sie packt die Beute mit ihren von vielen kleinen und spitzen nach innen gerichteten Zähnen bewehrten Kiefern. Die Opfer werden mit mehreren Körperschlingen erdrosselt oder einfach gegen den Boden oder einen festen Gegenstand gedrückt. Frösche verschlingt sie oft lebend, da sie zu glitschig sind, um erdrückt zu werden.

Obwohl eine reizbare Schlange, greift die Zornnatter nur an, wenn sie der Störenfried nicht flüchten lässt. In diesem Fall beisst sie zu und lässt einige Sekunden nicht los. Da es sich aber um eine ungiftige Schlange handelt und die Wunde nur oberflächlich ist, genügt ein einfaches Desinfektionsmittel zur Behandlung.

Die Zornnattern paaren sich im Mai und es kann vorkommen, dass man Männchen in einem unblutigen Ritualkampf sieht. Dabei richten sie sich gegeneinander auf, fallen wieder zu Boden und verfolgen sich solange, bis einer der Kontrahenten vom umworbenen Weibchen ablässt. Mehrere Zornnattern können zur Paarung, Häutung und zur Überwinterung zusammenfinden.

Nach der Begattung legt das Weibchen 5 bis 15 Eier (14-22 x 28-40 mm) mit pergamentartiger, elastischer Schale in den Boden zwischen Felsen und Steinen, wo Temperatur und Feuchtigkeit ideal sind. Nach 6 bis 8 Wochen schlüpfen kleine Schlangen (20 bis 25 cm lang), deren Körper mit gelben, grauen und braunen Sprenkeln fein übersät sind. Der schwarzgelbe Kopf erinnert an das Warnsignal der Wespen (was sich als wirksames Abwehrsystem herausgestellt hat). Ansonsten sind die Jungschlangen wehrlos und vielen Feinden ausgeliefert; nur ein kleiner Teil der Neugeborenen erreicht die Geschlechtsreife.

repartition

Verbreitung

In der Schweiz ist die Zornnatter im Tessin, in den Bünder Südtälern und im Genfer Becken heimisch. Illegal wurde sie an einigen Stellen in der Westschweiz ausgesetzt. Die Auswirkung dieser Aussetzungen auf die einheimische Fauna ist derzeit Gegenstand aktueller Studien. 

Verbreitungskarte

protection

Gefährdung und Schutz

Unwetter, Krankheiten, Parasiten, Ameisen, grosse Vögel sowie wilde und domestizierte Raubtiere dezimieren die Zornnattern. Der schlimmste Feind aber bleibt der Mensch, dessen Eingriffe die Landschaftsstruktur verarmen und immer mehr Kleinstlebensräume verschwinden lassen, wodurch selbst die Ausbreitungsmöglichkeiten einer so grossen und beweglichen Schlange wie der Zornnatter sehr eingeschränkt werden. Ebenso dürfte die Art über ihre Beutetiere vielen Umweltgiften ausgesetzt sein.

Schutzempfehlungen

Auf Planungsstufe sind folgende Aspekte für den erfolgreichen Schutz der Zornnatter zu beachten:

  • die Zerstückelung der Naturlandschaft muss einschränkt werden; sie zerteilt Habitate in isolierte Kleinstflächen, die das Überleben vorhandener oder spontan besiedelnder Reptilienbestände verunmöglichen
  • beim Erstellen von Stützmauern, Böschungen, Terrassenhängen usw. sind natürliche Baumaterialien (Bruchsteine) zu verwenden und auf Zement zu verzichten
  • Natürliche Biotope müssen vernetzt, erhalten oder neu erstellt werden
  • Pufferzonen zum Wald von mindestens 50 m errichten
  • beim Anlegen neuer Parkanlagen und Gärten einheimische
  • Pflanzen verwenden
     

 Wiederherstellung und Unterhalt von Lebensräumen:

  • Verbuschung von Brachflächen verhindern und Trockenmauern teilweise vegetationsfrei halten
  • Pufferzonen von mindestens 50 m zwischen Bauten, Strassen oder Waldrändern einhalten
  • Kleinstrukturen wie Holzstapel und Steinhaufen anlegen
  • Schattenwurf auf offene Stützmauern entlang von Strassen möglichst gering halten
  • in der Landwirtschaft, in Privatgärten und bei der Unkrautvernichtung an Strassen und Böschungen den Herbizid-Gebrauch auf ein Minimum reduzieren
     

 Erziehung, Bildung:

  • Initiativen unterstützen, welche die Bevölkerung und vor allem die Schüler über ökologische Probleme informieren
  • ökologische Eingriffe unterstützen, an denen die Bevölkerung mitwirken kann
habitat

Lebensraum

Man findet die Zornnatter, Hierophis viridiflavus, in den unterschiedlichsten Lebensräumen: Von den Niederungen bis auf 1'400 m ü. M. lebt sie in feuchtem, steinigem Gelände mit Gebüschen, in Laubwäldern und Wiesen, an Flussufern und Bahnböschungen, auf Ruderalflächen, Deponien, im Kulturland und in Gärten aller Art, oft an Orten, wo keine andere Schlangenart mehr anzutreffen ist. Sie zieht sich gerne in Trockenmauern, Holzstapel, Gartenhäuschen und unter Dächer von verlassenen Hütten oder Ferienhäusern, wo es feucht und warm ist, zurück.

Die Zornnatter ist generell eine Kulturfolgerin und kann wirklich zum Bestandteil unserer Umgebung werden. Ihre Anpassungsfähigkeit erlaubt dieser Schlange, mit dem Menschen, soweit er sie gewähren lässt, selbst in Gemüse- und anderen Gärten zusammenzuleben. Es gibt Leute, die seit Jahren Zornnattern im Garten haben und sie als Vertilgerin von Mäusen, Ratten und Maulwürfen schätzen, während andere bedauern, ihre guten Dienste verloren zu haben.

Publication

Dokumente & Publikationengelb

Die Zornnatter - Lebensweise und Schutzmöglichkeiten: Beschreibung der Art, Lebensweise, Lebensraum, Gefährdung und Schutz.

Serge Misslin 1995: Merkblatt Die Zornnatter. infofauna (karch) Centre national de données et d'informations sur la faune de Suisse.

Detaillierte Informationen zum Bau von Eiablagestellen zur Förderung von Reptilien

Andreas Meyer, Goran Dusej, Max Bütler, Jean-Claude Monney, Herbert Billing, Murielle Mermod, Katja Jucker, Maximilien Bovey 2011: Praxismerkblatt Kleinstrukturen Eiablageplätze für Ringelnattern und andere Schlangen. infofauna (karch) Centre national de données et d'informations sur la faune de Suisse.