Reptilien gefunden - was tun?
Info fauna karch erhält viele Anfragen, was beim Auffinden von Schlangen oder Schildkröten zu tun ist. In den allermeisten Fällen sollen einheimische Reptilien unbedingt an ihrem Fundort belassen werden. Es ist weder nötig noch erlaubt, die Tiere mitzunehmen oder umzusiedeln.
Die Übersicht zeigt Ihnen, wie Sie sich in folgenden Situationen am besten verhalten:
Einheimische Reptilien
Reptilien haben ein gutes Orientierungsvermögen und sollen nicht vom Fundort entfernt werden.
Werden Schlangen oder Eidechsen in einen vermeintlich besseren, natürlicheren Lebensraum versetzt, versuchen sie, so rasch wie möglich zurück an den Fundort zu gelangen. Nicht selten enden gut gemeinte Umsiedlungsaktionen für die Tiere tödlich.
Gefangen im (Keller-)Schacht
Ist eine Blindschleiche in einem (Keller-)schacht gefangen, helfen Sie dem Tier heraus. Setzen Sie es in unmittelbarer Umgebung an einem auch vor Katzen geschützten Ort, d.h. unter eine Hecke, einem Gebüsch, einem Ast- oder Steinhaufen oder am Fusse einer Trockenmauer aus. Sichern Sie anschliessend den Schacht, damit keine weiteren Tiere hineinfallen.
Bei einer Schlange im Schacht vergewissern Sie sich, dass es sich nicht um eine Giftschlange handelt (Aspisviper oder Kreuzotter) und kontaktieren Sie im Zweifelsfall die karch Regionalvertretung und/oder konsultieren Sie das Giftschlangen-Merkblatt (s. Abschnitt "Dokumente").
Im Winter gefundene Tiere müssen an einen sehr gut vor Wind und Kälte geschützten Ort (unter einen grossen Ast- und Laubhaufen, Holzhäckselhaufen) in unmittelbarer Umgebung gesetzt werden. Auf keinen Fall dürfen Tiere in die beheizte Stube genommen werden!
Verletzte und kranke Reptilien
Auf info fauna karch arbeiten keine TierärztInnen. Wir können keine Diagnosen stellen, Tiere behandeln oder pflegen.
Reptilien sind erstaunlich widerstandsfähig und können sich von kleineren Verletzungen erholen. Oft ist es die beste Lösung, nur leicht verletzte Tiere sich selbst zu überlassen oder allenfalls an einen geschützten Ort in unmittelbarer Umgebung zu bringen.
Schwer verletzte Tiere
Haben Sie ein offensichtlich schwer verletztes Tier gefunden, kontaktieren Sie bitte einen Tierarzt (auf eigene Kosten) oder eine der unten aufgeführten Institutionen. Beachten Sie, dass für viele Verletzungen und Krankheiten keine tiermedizinische Behandlung möglich ist.
- Parc animalier La Garenne, Le Vaud (VD)
- Zoo du Bois du Petit-Château, La Chaux-de-Fonds (NE), Tel. 079 737 11 23
- Tierpark Bern (BE)
- Stiftung Wildstation Landshut, Utzensdorf (BE)
- Natur- und Tierpark Goldau (SZ)
- Tierspital der Universität Zürich (ZH)
Kranke Tiere
Haben Sie ein Tier gefunden, welches Krankheitszeichen aufweist (s. Krankheiten Reptilien) oder vermuten einen Krankheitserreger an einem Standort (z.B. plötzliches Auftreten von mehreren toten Amphibien oder Reptilien), so machen Sie bitte ein Foto und kontaktieren Sie Sylvain Ursenbacher.
Störende Schlangen
Reptilien gehören zur heimischen Fauna und teilen sich den immer knapper werdenden Lebensraum, auch Dörfer und Städte, mit dem Menschen. In den allermeisten Fällen klappt dieses Zusammenleben sehr gut. In bestimmten Fällen kann die Anwesenheit von Schlangen als verunsichernd oder störend empfunden werden, z.B. wenn sich Schlangen in der Nähe eines Kinderspielplatzes aufhalten.
Wenn Schlangen massiv stören, wenden Sie sich für eine Beratung und gemeinsame Lösungsfindung an die karch Regionalvertretung.
Schildkröte gefunden oder zugelaufen
Die Europäische Sumpfschildkröte ist in den Kantonen Genf und Tessin sowie zwischen dem Bieler- und Neuenburgersee heimisch. Belassen Sie diese Tiere unbedingt, wo sie sind.
Wenn Ihnen eine Europäische Sumpfschildkröte ausserhalb der erwähnten Regionen oder eine exotische Schildkröte zugelaufen ist, fragen Sie in Ihrer Nachbarschaft, ob jemandem eine Schildkröte ausgebüxt ist. Lässt sich kein Besitzer ausfindig machen, kontaktieren Sie die Schildkröten-Interessengemeinschaft Schweiz SIGS oder den Verein Protection et récuperation des Tortues Chavornay (französisch) oder eine Auffangstation für Schildkröten.
Setzen Sie die Schildkröte nicht in der Natur frei!
Irrtümlich importierte Reptilien
Sehr selten gelangen exotische Reptilien wie z.B. Eidechsen oder Geckos mit einem Gemüse-, Obst- oder Zierpflanzentransport zu uns, oder sie werden mit Gepäckstücken unabsichtlich aus den Ferien mitgebracht. Bitte kontaktieren Sie die DGHT Schweiz.
Lassen Sie die Tiere auf keinen Fall in der Natur frei, auch nicht in einem Naturschutzgebiet!
Entflohene Terrarientiere
Falls Sie das Gefühl haben, ein exotisches Terrarientier gefunden zu haben, informieren Sie bitte umgehend die nächste Polizeidienststelle, die Wildhut oder die nächstgelegene Regionalgruppe der DGHT. Merken Sie sich den Aufenthaltsort des Tieres, machen Sie Fotos, aber überlassen Sie die Bestimmung des Tieres und den richtigen Umgang unbedingt einer Fachperson.
Keine Haltung von einheimischen Reptilien
Die Haltung einheimischer Reptilien bedarf einer Bewilligung. Einheimische Arten sollen in Freiheit in ihrem Lebensraum bleiben können.
Falls Sie Terrarientiere halten, ist es äusserst wichtig, dass keine Utensilien aus der Terrarienhaltung mit einheimischen Reptilien in Berührung kommen. Auch gesunde Terrarientiere können Erreger von Krankheiten (Ophiodiomyces bei Schlangen, Viren, Bakterien oder Cryptosporidien, etc.) und Parasiten auf Wildtiere übertragen und dramatische Folgen haben.