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Fliessgewässer

Mit ihrer Hochwasserdynamik haben grössere und kleinere Fliessgewässer bedeutende landschaftsgestalterische Kraft. Auf dieses Weise entstehen im Bereich von Bächen und Flüssen immer wieder neue Lebensräume, die sowohl von Amphibien als auch Reptilien genutzt werden. Diese Lebensräume gehören zu den ursprünglichsten und natürlichsten Habitate der Tiere, sind heute aber selten geworden, weil der grösste Teil unserer Gewässer verbaut ist und keiner ausreichenden Dynamik mehr unterliegt. Es besteht die Hoffnung, dass derartige Lebensräume durch die bereits realisierten und für die Zukunft geplanten Gewässerrevitalisierungen, auch im Rahmen eines modernen Hochwasserschutzes, wieder an Bedeutung gewinnen werden.

Fast alle Reptilienarten sind im Hochwasserbereich von Bächen und Flüssen anzutreffen, weil hier immer wieder vegetationsarme, steinige Lebensräume entstehen. Die Wassernattern sind auch in den Gewässern selber zu finden, vor allem die Vipernatter und die Würfelnatter, die hier gerne ihrer Hauptnahrung, den Fischen nachstellen.

 

Flüsse

Kleinere Flüsse bieten ebenfalls Lebensraum für Reptilien. Einige Nattern leben an den Ufern und jagen vor allem im Gewässer. Damit Nebengerinne entstehen, braucht das Fliessgewässer Platz zum Mäandrieren und einen natürlichen Geschiebehaushalt. Durch die Überschwemmungen entstehen in den Überflutungsgebieten temporäre Tümpel. Diese Bereiche sind oft reich an Nahrung für die Ringelnatter, die Vipernatter oder die Schlingnatter.

Fliessgewässer

Mit ihrer grossen Dynamik haben kleine und grosse Fliessgewässer eine grosse Bedeutung für die Landschaftsgestaltung (© Andreas Meyer)

 

Auen

Unter einer Aue versteht man die vom wechselnden Wasserstand gestaltete Landschaft entlang eines Baches oder Flusses. Durch die Hochwasserereignisse dynamischer Bach- und Flusssysteme werden immer wieder neue Lebensräume geschaffen. Verbuschte oder verwaldete Flächen werden mit Sand, Kies und Geröll überdeckt, die bestehende Vegetation weitgehend oder vollständig vernichtet. Schwemmholz sammelt sich zum Teil in grossen Haufen an. Solche Standorte haben für Reptilien grosse Bedeutung: Sie bieten über Jahre hinweg gut besonnte, strukturreiche Habitate und natürliche Eiablageplätze. Derartige Geröll- und Geschiebeflächen werden allerdings erst nach einigen Jahren richtig attraktiv, wenn sich eine krautreiche Vegetation entwickelt hat und erste Büsche aufkommen, die zusätzlich Deckung bieten.

Am Anfang sind sie zu kahl. Im weiteren Verlauf der Sukzession verwalden diese Lebensräume auf natürliche Weise und verlieren für Reptilien wieder an Attraktivität. Durch neue Hochwasser entstehen aber immer wieder neue Habitate. Gewässernahe Geröllflächen, die der Hochwasserdynamik unterliegen, werden nicht nur von halbaquatischen Reptilienarten besiedelt. In den Tessiner Flusstälern beispielsweise findet sich dort die gesamte südalpine Reptilienfauna. Durch die zahlreichen Gewässerverbauungen in der Schweiz sind solche Lebensräume vielerorts selten geworden, insbesondere im Mittelland, und unterliegen nicht mehr der notwendigen Hochwasserdynamik. Aber auch naturnahe Uferverbauungen können von zahlreichen Reptilienarten genutzt werden, allen voran von Wassernattern. Mauerwerk in Trockenbauweise, Steinkörbe oder Blockverbauungen seien als Beispiele erwähnt.