Neue Publikation: Diptera – Checklist, Fauna Helvetica 35

Die Gattung Gymnosoma gehört zur grössten Familie der Zweiflügler in der Schweiz. Die Tachinidae sind in der Schweiz mit 560 Arten vertreten! Alle Larven der Tachinidae entwickeln sich als „Endoparasiten“ in anderen Arthropoden, darunter in Raupen. Als erwachsene Tiere ernähren sie sich nur noch von Nektar und Pollen. (© Lisa Fisler)
Fliegen, Mücken, Kriebelmücken (sogenannte Dipteren) - jeder kann ein paar von ihnen aufzählen. Aber wussten Sie, dass es in der Schweiz über 7500 Arten gibt?
Mehr als 25 Jahre nach der Veröffentlichung der ersten Liste der Dipteren in der Schweiz erscheint nun eine neue Ausgabe. Nicht weniger als 55 internationale Expertinnen und Experten haben an der Erstellung und Vervollständigung der Listen gearbeitet, die Taxonomie angepasst und erzählen uns mehr über die Lebensweise der 105 Familien, aus denen sich diese Gruppe in der Schweiz zusammensetzt.
Fast 1500 Arten mehr!
Zählten wir 1998 in der ersten veröffentlichen Liste noch 6088 Arten, sind wir heute bei 7514 Arten angelangt. Natürlich waren die meisten dieser 1429 „neuen“ Arten bereits 1998 in der Schweiz vorhanden, wurden aber einfach noch nie entdeckt. Tatsächlich sind Fliegen und Mücken wenig erforscht, obwohl es sich um eine der grössten Insektengruppen handelt. Wir erwarten also, dass wir in Zukunft noch viele weitere neue Arten entdecken werden! Die Schweiz, die zwischen dem Jura, dem Mittelland und den Alpen liegt, ist in der glücklichen Lage, auf ihrem kleinen Territorium eine grosse Vielfalt an Lebensräumen und damit auch an Insekten zu beherbergen.
Globale Erwärmung und Rückgang
Einige der neu erfassten Arten sind jedoch wirklich neu, denn sie kommen von anderswo zu uns. Einige dehnen ihr Verbreitungsgebiet von Süden her aus und profitieren von den klimatischen Bedingungen, die in unseren Breitengraden für sie günstiger werden, während andere mit dem Schiff oder Flugzeug ankamen und so von einer beschleunigten Reise profitierten.
Im Gegensatz dazu lässt sich nicht feststellen, wie viele Arten in der Schweiz seit 1998 seltener geworden oder gar verschwunden sind, da es keine gründlichen Erhebungen im Land gibt. In der Liste sind daher Arten aufgeführt, die in der Schweiz mindestens einmal nachgewiesen wurden, unabhängig von ihrem Gefährdungsstatus.
Keine Fliegen, keine Schokolade
Fliegen und ihre Larven sind für das Funktionieren der Ökosysteme, von denen wir abhängig sind, von entscheidender Bedeutung. Die Inventarisierung der Dipteren-Vielfalt in der Schweiz ist daher ein wichtiger Schritt, um unser Wissen zu erweitern. Wussten Sie, dass wir ohne Fliegen nur mit Schwierigkeiten Schokolade herstellen oder essen könnten? Es sind nämlich weder Wildbienen noch Honigbienen, sondern hauptsächlich Fliegen, die die Kakaopflanze in den Tropen bestäuben.
In der Schweiz und anderswo sind die Lebensweisen von Fliegen und Mücken ebenso vielfältig wie unterschiedlich. Sie reichen von harmlosen Pflanzenfressern über Fleisch- und Aasfresser bis hin zu gierigen Blutsaugern, Bestäubern, Zersetzern und vielem mehr. Es gibt eine so grosse Vielfalt wie Arten, und es gibt noch so viel mehr zu entdecken!