Aktualisierte Checkliste der Hydradephaga in der Schweiz
Die Hydradephaga vereinen Käfer, deren Larven und Adulttiere aquatisch leben. In der Schweiz sind sie durch 5 Familien vertreten: Dytiscidae, Gyrinidae, Haliplidae, Hygrobiidae und Noteridae. Carron (2005, 2008) hatte ihnen zwei kommentierte nationale Listen gewidmet, wobei er sich auf die in den Schweizer Museumssammlungen hinterlegten Exemplare stützte, ohne jedoch eine vollständige Erfassung vorgenommen zu haben und somit keine Verbreitungskarten vorlegen zu können.
Im Rahmen dieser Aktualisierung (Cosandey et al. 2024) haben wir alle in Schweizer Museen und Privatsammlungen vorhandenen Vorkommen sowie alle Literaturdaten zusammengestellt und diese alten Daten durch zahlreiche Feldaufnahmen ergänzt (361 km2 wurden in der Schweiz im Zeitraum 2019-2024 besucht). Diese neue kommentierte Liste basiert auf mehr als 43'000 Datensätzen und bestätigt, dass die meisten der von Carron (2005, 2008) vorgestellten Arten einheimisch sind, schliesst aber sieben aus, für welche die zur Verfügung stehenden Informationen ungenügend waren. Darüber hinaus wird die nationale Liste um drei neue Arten ergänzt. Die Hydradephagen sind in der Schweiz mit 139 Arten vertreten und Verbreitungskarten sind heute in den Verbreitungskarten von info fauna verfügbar. Diese Arbeit vervollständigt unser Verständnis der Wasserkäfer der Schweiz, knüpft an die Arbeiten zu den Hydrophiloidea an (Cosandey et al. 2023) und ist ein weiterer Schritt hin zu einem umfassenden Verständnis der Käfer der Schweiz.
Die im Rahmen dieses Projekts zusammengestellten historischen Daten und die umfangreichen Feldforschungen der letzten fünf Jahre geben uns einige Hinweise auf die besorgniserregenden Trends bei mehreren Arten in der Schweiz. So wurden 16 Arten seit mehr als 25 Jahren nicht mehr gefunden und sind wahrscheinlich aus der Schweiz verschwunden, wie zum Beispiel der berühmte Dytiscus latissimus, der in vielen europäischen Ländern stark rückläufig oder bereits ausgestorben ist. Auch einige Arten, die früher in der Schweiz weit verbreitet waren, wie Dytiscus semisulcatus oder Haliplus mucronatus, scheinen in der Schweiz dramatisch seltener geworden zu sein. Diese negativen Trends lassen sich leicht erklären, da mehr als 80 der Feuchtgebiete in der Schweiz verschwunden sind (Küchler et al. 2018) und die meisten der verbliebenen Moore und aquatischen Ökosysteme auf der Roten Liste der Lebensräume der Schweiz stehen (Delarze 2016).
Angesichts dieser Überlegungen und der uns heute zur Verfügung stehenden Daten sollten die Wasserkäfer dringend Gegenstand einer Aktualisierung der von Brancucci (1994) veröffentlichten Roten Liste sein. Diese Liste berücksichtigte insbesondere einige Arten, von denen wir heute wissen, dass sie in der nationalen Fauna nicht mehr vorkommen oder deren zugewiesener Status heute völlig veraltet ist.
Referenzen
- Brancucci M (1994) Liste rouge des hydradéphages menacés de Suisse. In: Duelli P (Ed.) Listes rouges des espèces animales menacées de Suisse. Office fédéral de l’environnement, des forêts et du paysage, Berne, 60–63.
- Carron G (2005) Kommentierte Checkliste der Dytiscidae und Noteridae (Coleoptera) der Schweiz. Mitteilungen der Entomologischen Gesellschaft Basel 55(3): 93–114.
- Carron G (2008) Checklist des coléoptères aquatiques de Suisse. Deuxième partie : Gyrinidae, Haliplidae, Paelobiidae, Sphaeriusidae. Mitteilungen der Schweizerischen Entomologischen Gesellschaft 81: 53–60.
- Cosandey V, Chittaro Y, Sanchez A (2023) Annotated checklist of the Hydrophiloidea of Switzerland (Coleoptera). Alpine Entomology 7 : 167–184. https://doi.org/10.3897/alpento.7.111147
- Delarze R, Eggenberg S, Steiger P, Bergamini A, Fivaz, F, Gonseth Y, Guntern J, Hofer G, Sager L, Stucki P (2016) Liste rouge des milieux de Suisse. Abrégé actualisé du rapport technique 2013 sur mandat de l’Office fédéral de l’environnement (OFEV), Berne, 33 pp.
- Küchler M, Küchler H, Bergamini A, Bedolla A, Ecker K, Feldmeyer- Christe E, Graf U, Holderegger R (2018) Moore der Schweiz - Zustand, Entwicklung, Regeneration. Bristol-Schriftenreihe 55, Haupt Verlag, 258 pp.