Um Welse, Bartgrundeln, Eglis und Krebse zu sehen, brauchen Sie keinen Zoo oder Süsswasser-Aquarium zu besuchen oder weit in die Ferien zu reisen. Es reicht, wenn Sie einmal abends an einem Hafen, oder auch an einem Ufer eines Flusses, die (einheimische und eingeschleppte) Fischwelt beobachten. Denn tatsächlich müssen die meisten Fische nicht gefangen werden, um sie zu bestimmen, sondern können besonders abends respektive in den Nachtstunden mit Hilfe einer Taschenlampe relativ gut bestimmt werden.
Hintergrund
Fische gehören zu den faunistischen Gruppen, welche in der Schweiz weitgehend untererfasst sind. Die Mehrheit der in den nationalen Datenbanken vorhandenen Fischbeobachtungen stammt aus elektrischen Abfangaktionen, aus kantonalen Bestandsaufnahmen in Flüssen und seltener aus wissenschaftlichen Studien und Untersuchungen. Freiwillig erfasste Daten von Hobbyfischern und/oder Naturforschern (Beobachtungen vom Ufer aus, Tauchen) bleiben anekdotisch.
Eine Möglichkeit, diese Datenlücke teilweise zu schliessen, besteht in der Beobachtung von einem Hafen aus. Sie erlaubt es den Beobachtern ausserdem, sich auf nicht-invasive und sichere Weise (vom Ufer aus) mit den gängigen Arten von Seen und grossen Flüssen (lokale und/oder eingeschleppte Fauna) vertraut zu machen. Darüber hinaus eignet sich diese Aktivität auch, um sie in Gruppen durchzuführen (z.B. Umweltsensibilisierung).
Diese Methodik befindet sich noch in der Anfangsphase. Es ist geplant, dieses Dokument in den nächsten Jahren zu verbessern, insbesondere mit einer Bestimmungshilfe (basierend auf Fotos, die von den Freiwilligen übermittelt werden).
Diese Praxis richtet sich an alle Personen, die sich für die Welt der Fische interessieren und bereits eine gewisse Erfahrung in der Bestimmung von Arten haben.
Beobachten
Vorkenntnisse
Für die Bestimmung der Fischarten sind Vorkenntnisse notwendig. Es reicht aber auch die Bereitschaft, sich anhand der Bestimmungsliteratur (Literatur) in diese Gruppe einzuarbeiten.
Zeitpunkt
Während der Nacht ab Mitte März. Vermeiden Sie Abende von Wochenenden (Samstage und Sonntage) oder Feiertagen, da das Wasser durch die Aktivität der Boote für qualitativ gute Beobachtungen zu trübe ist. Regen- und Windphasen sollten ebenfalls gemieden werden, da die Wasseroberfläche dadurch getrübt und Beobachtungen kaum möglich sind.
Ausrüstung
Taschenlampe (empfohlen: mindestens 1000 Lumen), Fotoapparat mit Zoom, Feldstecher. Bestimmungsliteratur (Literatur)
Störung
Beschränken Sie sich auf wenige Durchgänge pro Jahr und bleiben Sie im Bereich des Hafens, um die Störung auf die gesamte Fauna (Fische, Vogelwelt) zu begrenzen.
Anleitung
- Beginnen Sie mit der Erfassung, wenn es dunkel ist (z.B. ab 21:30 Uhr am 25. April). Schreiten Sie dem Ufer entlang, beleuchten Sie das Wasser mit der Taschenlampe und suchen Sie nach Fischen (gegebenenfalls auch nach Krebsen). Sie können sich auch an einem Platz einrichten, und die dort vorbeischwimmenden Fische beobachten.
- Fotografieren Sie Fische, die für Sie gut sichtbar sind, und versuchen Sie sie mithilfe der Bestimmungsliteratur (oder gegebenenfalls später anhand der Fotos) zu identifizieren.
Kleinere Fischarten oder Jungfische werden schwer zu identifizieren und zu dokumentieren sein (selbst für einen Spezialisten oft unmöglich).
s. auch Fotos im unten aufgeführten Beispiel
- Melden Sie jede beobachtete Art an info fauna (s. Punkt 4). Falls Sie eine Art an einem Abend mehrmals beobachten, reicht es, wenn Sie EINE Meldung machen. Bitte legen Sie jeder Meldung (zumindest für jede neu beobachtete Art) ein Belegfoto bei. Dies hilft uns, die Beobachtung zu validieren, d.h. auf deren Richtigkeit zu überprüfen und Ihnen gegebenenfalls auch Rückmeldung zur korrekten Artbestimmung zu geben.
- Übermitteln Sie die Beobachtungen über das Meldeportal Webfauna:
- Art
- Anzahl beobachtete Individuen
- Datum
- Name des Ortes (z.B. Neuenburgersee, Hafen von Neuenburg)
- Angabe der Koordinaten auf 50 m genau
- Mindestens ein Belegfoto pro neu übermittelte Art, auf welchem die wichtigsten Bestimmungskriterien sichtbar sind. Die künstlerische Qualität des Bildes spielt keine Rolle. Siehe auch die im Anhang des Dokumentes aufgeführten Beispiele.
Webfauna
- Wenn Sie auf Ihrer Begehung überhaupt keine Fische beobachtet haben, können Sie das Taxon “Pisces sub. (Fisch unbestimmt)” anwählen und unter Bemerkungen “keine Fische beobachtet” präzisieren. Auch diese Informationen sind für info fauna nützlich!
Literatur
Fische
Die meisten der in der Schweiz vorkommenden Arten werden in folgendem Buch behandelt (mit ihren wichtigsten Bestimmungskriterien):
Flusskrebse
Für Flusskrebse können Sie die Artporträts im Online-Atlas konsultieren:
Beispiel einer Fischbeobachtung im Hafen
Beispiele von Belegfotos, welche während derselben Begehung für eine Bestandsaufnahme gemacht wurden (10.04.2024, in einem Hafen des Neuenburgersees, Dauer der Bestandsaufnahme 1:30h, Fotoapparat mit 100 mm Zoom, 1 Beobachter). Je weiter entfernt und/oder tiefer die Individuen liegen, desto verzerrter wird das Bild des Fisches.
Tinca tinca (DE: Schleie; FR: Tanche; IT: Tinca)
Verbreitungskarte
Perca fluviatilis (DE: Egli, Flussbarsch; FR: Perche; IT: Pesce persico)
Verbreitungskarte
Silurus glanis (DE: Wels; FR: Silure glâne; IT: Siluro)
Verbreitungskarte
Junges Individuum auf der Lauer, versteckt im Algenbewuchs: Es ist unmöglich, eine bessere Aufnahme zu machen, aber das allgemeine Erscheinungsbild täuscht nicht.
Barbatula barbatula aggr. (DE: Bartgrundel, Schmerle; FR: Loche Franche; IT: Cobite barbatello
Verbreitungskarte
Cobitis bilineata (DE: Cobite italiano, Italienischer Steinbeisser; FR: Cobite italiano, Loche italienne; IT: Cobite italiano)
Verbreitungskarte
Ein einzelnes Individuum, das nahe der Oberfläche auf den Steinschüttungen des Hafens beobachtet wurde.
Gasterosteus aculeatus aggr. (DE: Stichling; FR: Epinoche; IT: Spinarelo)
Verbreitungskarte
Lepomis gibbosus (DE: Sonnenbarsch; FR: Perche soleil; IT: Persico sole)
Verbreitungskarte
Faxonius limosus (DE: Kamberkrebs; FR: Ecrevisse américaine; IT: Gambero americano)
Verbreitungskarte
Gut sichtbare rote Markierungen auf dem Abdomen.
Pacifastacus leniusculus (DE: Signalkrebs; FR: Ecrevisse signal; IT: Gambero da segnale)
Verbreitungskarte
Helle, gut sichtbare Markierungen an den Scherengelenken.
Impressum
Dokumentversion: Mai 2024
Autor: Maxime Chèvre, info fauna
Übersetzung und Lektorat: Murielle Mermod und François Claude, info fauna
Projektinitiatoren: Robin Arnoux und Maxime Chèvre
Fotos: Maxime Chèvre