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Fische in Häfen beobachten

Um Welse, Bartgrundeln, Eglis und Krebse zu sehen, brauchen Sie keinen Zoo oder Süsswasser-Aquarium zu besuchen oder weit in die Ferien zu reisen. Es reicht, wenn Sie einmal abends an einem Hafen, oder auch an einem Ufer eines Flusses, die (einheimische und eingeschleppte) Fischwelt beobachten. Denn tatsächlich müssen die meisten Fische nicht gefangen werden, um sie zu bestimmen, sondern können besonders abends respektive in den Nachtstunden mit Hilfe einer Taschenlampe relativ gut bestimmt werden.

Poisson de couleur claire sur fond sous-marin clair

Die Bartgrundel Barbatula barbatula aggr. ist in vielen klaren Bächen, Flüssen und Seen mit kiesigem bis sandigem Untergrund verbreitet. Als nachtaktive Art versteckt sie sich tagsüber und sucht in der Dämmerung ihre Nahrung aus Bodentieren wie Kleinkrebse und Insektenlarven (© Maxime Chèvre)

Hafen in der Nacht

Von einem Hafen aus lassen sich die Fische bei Einbruch der Nacht gut beobachten (© Maxime Chèvre)

 

Hintergrund

Fische gehören zu den faunistischen Gruppen, welche in der Schweiz weitgehend untererfasst sind. Die Mehrheit der in den nationalen Datenbanken vorhandenen Fischbeobachtungen stammt aus elektrischen Abfangaktionen, aus kantonalen Bestandsaufnahmen in Flüssen und seltener aus wissenschaftlichen Studien und Untersuchungen. Freiwillig erfasste Daten von Hobbyfischern und/oder Naturforschern (Beobachtungen vom Ufer aus, Tauchen) bleiben anekdotisch.

Eine Möglichkeit, diese Datenlücke teilweise zu schliessen, besteht in der Beobachtung von einem Hafen aus. Sie erlaubt es den Beobachtern ausserdem, sich auf nicht-invasive und sichere Weise (vom Ufer aus) mit den gängigen Arten von Seen und grossen Flüssen (lokale und/oder eingeschleppte Fauna) vertraut zu machen. Darüber hinaus eignet sich diese Aktivität auch, um sie in Gruppen durchzuführen (z.B. Umweltsensibilisierung).

Diese Methodik befindet sich noch in der Anfangsphase. Es ist geplant, dieses Dokument in den nächsten Jahren zu verbessern, insbesondere mit einer Bestimmungshilfe (basierend auf Fotos, die von den Freiwilligen übermittelt werden).

Diese Praxis richtet sich an alle Personen, die sich für die Welt der Fische interessieren und bereits eine gewisse Erfahrung in der Bestimmung von Arten haben.

Beobachten

Vorkenntnisse

Für die Bestimmung der Fischarten sind Vorkenntnisse  notwendig. Es reicht aber auch die Bereitschaft, sich anhand der Bestimmungsliteratur (Literatur) in diese Gruppe einzuarbeiten.

 

Zeitpunkt

Während der Nacht ab Mitte März. Vermeiden Sie Abende von Wochenenden (Samstage und Sonntage) oder Feiertagen, da das Wasser durch die Aktivität der Boote für qualitativ gute Beobachtungen zu trübe ist. Regen- und Windphasen sollten ebenfalls gemieden werden, da die Wasseroberfläche dadurch getrübt und Beobachtungen kaum möglich sind.

 

Ausrüstung

Taschenlampe (empfohlen: mindestens 1000 Lumen), Fotoapparat mit Zoom, Feldstecher. Bestimmungsliteratur (Literatur)

 

Störung

Beschränken Sie sich auf wenige Durchgänge pro Jahr und bleiben Sie im Bereich des Hafens, um die Störung auf die gesamte Fauna (Fische, Vogelwelt) zu begrenzen.

Anleitung

Anleitung

  1. Beginnen Sie mit der Erfassung, wenn es dunkel ist (z.B. ab 21:30 Uhr am 25. April). Schreiten Sie dem Ufer entlang, beleuchten Sie das Wasser mit der Taschenlampe und suchen Sie nach Fischen (gegebenenfalls auch nach Krebsen). Sie können sich auch an einem Platz einrichten, und die dort vorbeischwimmenden Fische beobachten.
     
  2. Fotografieren Sie Fische, die für Sie gut sichtbar sind, und versuchen Sie sie mithilfe der Bestimmungsliteratur (oder gegebenenfalls später anhand der Fotos) zu identifizieren.
    Kleinere Fischarten oder Jungfische werden schwer zu identifizieren und zu dokumentieren sein (selbst für einen Spezialisten oft unmöglich).

    s. auch Fotos im unten aufgeführten Beispiel
     
  3. Melden Sie jede beobachtete Art an info fauna (s. Punkt 4). Falls Sie eine Art an einem Abend mehrmals beobachten, reicht es, wenn Sie EINE Meldung machen. Bitte legen Sie jeder Meldung (zumindest für jede neu beobachtete Art) ein Belegfoto bei. Dies hilft uns, die Beobachtung zu validieren, d.h. auf deren Richtigkeit zu überprüfen und Ihnen gegebenenfalls auch Rückmeldung zur korrekten Artbestimmung zu geben.
     
  4. Übermitteln Sie die Beobachtungen über das Meldeportal Webfauna:
    • Art
    • Anzahl beobachtete Individuen
    • Datum
    • Name des Ortes (z.B. Neuenburgersee, Hafen von Neuenburg)
    • Angabe der Koordinaten auf 50 m genau
    • Mindestens ein Belegfoto pro neu übermittelte Art, auf welchem die wichtigsten Bestimmungskriterien sichtbar sind. Die künstlerische Qualität des Bildes spielt keine Rolle. Siehe auch die im Anhang des Dokumentes aufgeführten Beispiele.

      Webfauna

       
  5. Wenn Sie auf Ihrer Begehung überhaupt keine Fische beobachtet haben, können Sie das Taxon “Pisces sub. (Fisch unbestimmt)” anwählen und unter Bemerkungen “keine Fische beobachtet” präzisieren. Auch diese Informationen sind für info fauna nützlich!
Literatur

Literatur

Fische

Die meisten der in der Schweiz vorkommenden Arten werden in folgendem Buch behandelt (mit ihren wichtigsten Bestimmungskriterien):

La troisième édition réactualisée de l'Atlas de distribution des poissons et cyclostomes de Suisse met en évidence les récents et importants bouleversements observés de la faune piscicole présente dans les eaux helvétiques. Les activités humaines de loisirs, de transport et de commerce ont provoqué des modifications des aires naturelles de distribution des espèces indigènes et favorisé la prolifération d'espèces non indigènes et arfois envahissantes.

B. Zaugg, K. Huguenin 2018: Pisces - Atlas et guide d'identification. Fauna Helvetica 30. CSCF & SEG. ISBN: 978-2-88414-020-1.

Buchvorschau

Sprachen: Français / Deutsch

Zaugg B. & Huguenin K. 2018: Pisces - Atlas und Bestimmungshilfe. Fauna Helvetica 30. CSCF & SEG. ISBN: 978-2-88414-020-1.

 

Flusskrebse

Für Flusskrebse können Sie die Artporträts im Online-Atlas konsultieren:

Flusskrebse Artporträts

Beispiel

Beispiel einer Fischbeobachtung im Hafen

Beispiele von Belegfotos, welche während derselben Begehung für eine Bestandsaufnahme gemacht wurden (10.04.2024, in einem Hafen des Neuenburgersees, Dauer der Bestandsaufnahme 1:30h, Fotoapparat mit 100 mm Zoom, 1 Beobachter). Je weiter entfernt und/oder tiefer die Individuen liegen, desto verzerrter wird das Bild des Fisches.

 

Tinca tinca (DE: Schleie; FR: Tanche; IT: Tinca)
Verbreitungskarte

Fisch im Wasser

Nahaufnahme eines Jungtiers der Schleie Tinca tinca (© Maxime Chèvre)

Fisch im Wasser

Ein aus der Ferne fotografiertes Adulttier der Schleie Tinca tinca (© Maxime Chèvre)

 

Perca fluviatilis (DE: Egli, Flussbarsch; FR: Perche; IT: Pesce persico)
Verbreitungskarte

Fisch mit Streifen

Egli, Flussbarsch Perca fluviatilis (© Maxime Chèvre)

 

Silurus glanis (DE: Wels; FR: Silure glâne; IT: Siluro)
Verbreitungskarte

Wels im Wasser

Junger Wels Silurus glanis (© Maxime Chèvre)

Junges Individuum auf der Lauer, versteckt im Algenbewuchs: Es ist unmöglich, eine bessere Aufnahme zu machen, aber das allgemeine Erscheinungsbild täuscht nicht.

 

Barbatula barbatula aggr. (DE: Bartgrundel, Schmerle; FR: Loche Franche; IT: Cobite barbatello
Verbreitungskarte

Bartgrundel

Bartgrundel Barbatula barbatula aggr. (© Maxime Chèvre)

Bartgrundel

Bartgrundel Barbatula barbatula aggr. (© Maxime Chèvre)

 

Cobitis bilineata (DE: Cobite italiano, Italienischer Steinbeisser; FR: Cobite italiano, Loche italienne; IT: Cobite italiano)
Verbreitungskarte

Langer, schmaler Fisch

Italienischer Steinbeisser Cobitis bilineata (© Maxime Chèvre)

Langer, schmaler Fisch

Italienischer Steinbeisser Cobitis bilineata (© Maxime Chèvre)

Ein einzelnes Individuum, das nahe der Oberfläche auf den Steinschüttungen des Hafens beobachtet wurde.

 

Gasterosteus aculeatus aggr. (DE: Stichling; FR: Epinoche; IT: Spinarelo)
Verbreitungskarte

Fisch im dunklen Wasser

Individuum des Stichlings Gasterosteus aculeatus aggr. an der Gewässeroberfläche (© Maxime Chèvre)

Mehrere kleine Fische

Zahlreiche Individuen des Stichlings Gasterosteus aculeatus aggr. im Schwarm (© Maxime Chèvre)

 

 

Lepomis gibbosus (DE: Sonnenbarsch; FR: Perche soleil; IT: Persico sole)
Verbreitungskarte

Gestreifter Fisch im Wasser

Sonnenbarsch Lepomis gibbosus (© Maxime Chèvre)

Gestreifter Fisch im Wasser

Sonnenbarsch (© Maxime Chèvre)

 

 

Faxonius limosus (DE: Kamberkrebs; FR: Ecrevisse américaine; IT: Gambero americano)
Verbreitungskarte

Kamberkrebs

Kamberkrebs Faxonius limosus (© Maxime Chèvre)

Kamberkrebs

Kamberkrebs Faxonius limosus (© Maxime Chèvre)

Gut sichtbare rote Markierungen auf dem Abdomen.

 

Pacifastacus leniusculus (DE: Signalkrebs; FR: Ecrevisse signal; IT: Gambero da segnale)
Verbreitungskarte

Signalkrebs

Signalkrebs Pacifastacus leniusculus (© Maxime Chèvre)

Helle, gut sichtbare Markierungen an den Scherengelenken.

 

 

Impressum

Dokumentversion: Mai 2024

Autor: Maxime Chèvre, info fauna

Übersetzung und Lektorat: Murielle Mermod und François Claude, info fauna

Projektinitiatoren: Robin Arnoux und Maxime Chèvre

Fotos: Maxime Chèvre