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Revision der Roten Liste der Reptilien der Schweiz - Reptilien bleiben stark gefährdet!

Schlingnatter

Schlingnatter (Coronella austriaca), eine gefährdete Art, deren Populationen in den letzten Jahren stark zurückgegangen sind, was zu einem höheren Gefährdungsgrad führt (© Andreas Meyer)

Rote Listen bedrohter Arten müssen regelmässig überarbeitet werden, um neue Gefährdungsursachen oder auch Verbesserungen ihrer Lebensräume und Bestandsgrössen aktuell abzubilden. Die Rote Liste der Reptilien wurde vor kurzem revidiert, und die Ergebnisse zeigen, dass der Grad ihrer Gefährdung immer noch sehr hoch ist. So sind 80 % der Schweizer Reptilienarten mehr oder weniger stark gefährdet, was nichts anderes heisst, dass der Bestand vieler Arten in den vergangenen knapp 20 Jahren kleiner geworden ist, und dass der Rückgang unvermindert anhält. Bei zwei der heimischen Schlangenarten ist der Rückgang sogar noch ausgeprägter als früher!

Von den 16 in der Schweiz heimischen Reptilienarten stehen mehr als 80 % auf der Roten Liste, die gemäss den Kriterien der Internationalen Union zum Schutz der Natur (IUCN) erstellt wurde. Der Gefährdungsgrad der meisten Arten ist seit der Publikation der letzten Roten Liste im Jahr 2005 stabil geblieben. Das bedeutet leider nicht, dass sich die Bestände stabilisiert haben, sondern dass deren Rückgang konstant geblieben ist. Diese negative Entwicklung ist bei der Ringelnatter und der Schlingnatter besonders ausgeprägt: Beide Arten sind auf sind auf eine vielfältige Landschaft angewiesen, die reich an Kleinstrukturen ist. Die Ringelnatter in eher feuchten, gewässerreichen Lebensräumen, die Schlingnatter in trockenwarmen.  

Alle heimischen Schlangenarten gelten gemäss der neuen Roten Liste als stark gefährdet (EN, endangered), die seltene Vipernatter sogar als vom Aussterben bedroht (CR, critically endangered). Bei den meisten Schlangenarten nehmen die Populationen stetig ab: 36% im Durchschnitt über 20 Jahre. Dieser Rückgang kommt zum bereits bei der letzten Roten Liste festgestellten Minus hinzu. Bei den Eidechsen und der Blindschleiche sind die Rückgänge dagegen weniger ausgeprägt, durchschnittlich 5% über 20 Jahre. Der Verlust und die Fragmentierung geeigneter Lebensräume sowie die allgemeine Banalisierung der Landschaft – insbesondere das Verschwinden der so wichtigen Kleinstrukturen wie Hecken, Steinhaufen, Trockenmauern, Holzhaufen – stellen nach wie vor die Hauptursache für den Rückgang der Reptilienarten dar.  

Grosses Verbesserungspotenzial durch einfache Massnahmen

Es wäre möglich, dem Rückgang unserer Reptilien Einhalt zu gebieten. Beispielsweise hilft die Förderung naturnaher Waldränder oder die Revitalisierung von Fliessgewässern und Feuchtgebieten schon heute vielen Reptilienarten. Besonders wichtig wäre es, den anhaltenden Verlust von Kleinstrukturen wie Steinhaufen oder Trockenmauern im Kulturland zu stoppen oder sogar rückgängig zu machen. Hier ist die Landwirtschaft gefordert, ihren Beitrag zum Erhalt der heimischen Reptilienarten zu leisten. Reptilien brauchen keine Wildnis, um zu überleben, aber ein Minimum an Raum und Natur in der Kulturlandschaft. Das könnte helfen, dass die nächste Rote Liste der gefährdeten Reptilienarten der Schweiz weniger rot daherkommt als die aktuelle, und auch viele anderen Tier- und Pflanzenarten würden davon profitieren. 

Kontakt

Andreas Meyer

Andreas Meyer

Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Beratungsstelle Reptilien

andreas [dot] meyeratinfofauna [dot] ch
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Weiterführende Informationen

Rote Listen der Reptilien der Schweiz

 


Von den 16 in der Schweiz heimischen Reptilienarten stehen mehr als 80% auf der Roten Liste, entsprechend den von der International Union for Conservation of Nature (IUCN) festgelegten Kriterien. Der Rückgang der Populationen ist bei den meisten Arten seit mehreren Jahrzehnten konstant, was dazu führt, dass der Gefährdungsstatus der meisten Arten seit der letzten Roten Liste stabil geblieben ist (Monney & Meyer, 2005).

Ursenbacher S., Meyer A. 2023: Rote Liste der gefährdeten Reptilien der Schweiz. Hrsg. Bundesamt für Umwelt (BAFU) Bern, und info fauna - karch Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz, Neuenburg. Umwelt-Vollzug.

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