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Erfolgreiches Comeback des Fischotters in der Schweiz?

Fischotter Portrait

Der Fischotter ist zurück in der Schweiz (© Stéphane Raimond)

Direkte Verfolgung, Umweltgifte und die Degradierung der Gewässerlebensräume führten dazu, dass der Fischotter bis Ende des 19. Jahrhunderts in grossen Teilen Europas praktisch ausgerottet wurde. In der Schweiz gab ihm ein staatlich finanziertes Programm zur Ausrottung «fischereischädlicher Tiere» den Rest, 1989 wurde der letzte Fischotternachweis auf Schweizer Boden erbracht. Doch die Trendwende scheint geschafft: Dank konsequentem Schutz erholen sich die europäischen Fischotterbestände langsam wieder.

Ab 2009 kam es auch in der Schweiz zu ersten sporadischen Fischotternachweisen. Abgesehen von diesen Einzelnachweisen blieb es weiterhin relativ ruhig um den heimlichen Jäger. Eine Ausnahme stellte eine kleine Population in der Aare bei Bern dar: Dort konnte ab dem Jahr 2014 regelmässig Nachwuchs dokumentiert werden, welcher sich jedoch auf Nachkommen eines Fischotterpärchens zurückführen lässt, das einige Jahre zuvor bei einem Hochwasserereignis aus dem Tierpark Dählhölzli entwichen war.

Nachtaufnahme mit drei Fischottern

2025 gelang es erstmalig, Fischotterjunge in der Surselva zu dokumentieren. Es ist damit der sechste gesicherte Fortpflanzungsnachweis dieser Art seit Ihrer Ausrottung im Kanton Graubünden (© Amt für Jagd und Fischerei Graubünden).

 

Die erste erfolgreiche Fortpflanzung natürlich eingewanderter Tiere konnte 2017 im Engadin erbracht werden. Dies ist wenig erstaunlich, da sich die Fischotterpopulation der östlichen Alpen am schnellsten erholt und sich stetig nach Westen ausbreitet. Dem durch das Ober- und Unterengadin nach Österreich fliessenden Inn kommt daher eine tragende Rolle bei der Wiederbesiedlung der Schweiz durch den Fischotter zu. Seit der ersten erfolgreichen Fortpflanzung 2017 konnten vier weitere Male Weibchen mit Jungtieren im Engadin nachgewiesen werden, in diesem Jahr erstmalig auch in der Surselva (Amt für Jagd und Fischerei Graubünden). Die Population erstreckt sich mittlerweile entlang dem Inn, dem Hinter-, Vorder- und Alpenrhein bis zum Bodensee. Es scheint, als habe der Fischotter nach seiner 20-jährigen Absenz nun endgültig wieder seinen Platz in den Schweizer Gewässern zurückerobert.

Verbreitungskarte des Fischotters in der Schweiz

Verbreitungskarte des Fischotters 2025: rote Punkte bezeichnen Nachweise nach dem Jahr 2000, orange Punkte jene vor 2000 (© info fauna 2025)

> Interaktive Verbreitungskarte

 

Noch bleiben aber Fragen zu seiner weiteren Entwicklung offen. Der Fischotter ist abhängig von sauberem Wasser, naturnahen Gewässern und einem ganzjährig gesunden Fischbestand. Die Folgen der Klimaerwärmung, Gewässerverbauungen und der Eintrag von Umweltgiften bedrohen allerdings die natürliche Gewässerfauna und damit auch die Nahrungsgrundlage des Fischotters. Fehlende Rückzugsräume entlang der Ufer, Wanderhindernisse in Form von Brücken, Abstürzen und Stauwehren sowie das damit einhergehende Risiko der Strassenmortalität sind weitere Faktoren, die sich limitierend auf die weitere Ausbreitung des Fischotters auswirken könnten.

Fliessgewässer

Ein idealer Fischotterlebensraum bietet eine ganzjährig gute Nahrungsverfügbarkeit, Versteckstrukturen in Ufernähe zum Ausruhen und zur Jungenaufzucht und ist frei von Wanderhindernissen (Inn bei Lavin © Danièle Hollenstein)

 

Gleichzeitig steht er durch seine Beutewahl meist in direkter Konkurrenz zu menschlichen Nutzungsinteressen. Als Fischfresser steht der Fischotter an der Spitze der Nahrungskette. Seine Anwesenheit hat somit einen regulierenden Einfluss auf das ganze Gewässerökosystem, was die Artenvielfalt fördern aber auch zu Konflikten mit der Fischerei führen kann.

Der erste Schritt einer erfolgreichen Wiederbesiedlung der Schweiz hat der Fischotter geschafft, seine weitere Entwicklung hängt nun massgeblich davon ab, ob wir ihm seinen ursprünglichen Platz in den Gewässern zugestehen. Der Fischotter könnte dereinst nebst dem Biber zu einem Symbol für einen erfolgreichen Gewässerschutz werden.

beobachten

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